Beringen und Leerstände
Immer wieder werde ich angesprochen auf die vielen neuen Wohnungen im Beringerfeld. Offenbar beschäftigt es viele Menschen, was dort passiert und dass es an vielen Fenstern noch keine Vorhänge hat. Das ist unschön, finde ich auch. Aber was sind die Ursachen?
Ganz am Beginn steht der Wunsch von Landeigentümern und der Gemeinde, landwirtschaftlich genutztes Land in Wohnzonen umzuzonen. Das verspricht neue Steuererträge für die Gemeinde und einen gut gepolsterten Lebensabend für die Verkäufer des Baulandes. Ist dieses Land also erst mal zu Bauland geworden, dann geht es nicht lange, bis es auch zum Verkauf angeboten wird. Die Gemeinde kassiert Grundstückgewinnsteuern und kann damit zB Infrastrukturprojekte anpacken. Es ist ja mit neuen Einwohnern zu rechnen und da braucht es zusätzliche Schulen, Kindergärten, aber auch Strassen und Leitungen.
Die Käufer der Parzellen sind häufig institutionelle Anleger, also zB Pensionskassen, welche für ihre Versicherten solide Renditen erabeiten müssen. Jeden Monat zahlen die Versicherten Beiträge ein und jeden Monat müssen also Investitionen gemacht werden. Fast schon ein Teufelskreis. Wir alle wollen schliesslich eine gesicherte Rente, wenn wir pensioniert werden. Wie "tickt" also die klassische Pensionskasse? Nehmen wir an, diese Kasse besitzt an verschiedenen Standorten in der Schweiz total zehntausend Wohnungen. Davon vielleicht 30 in Beringen. Von diesen 30 stehen zur Zeit 10 leer. Dann ist das auf den Totalbestand gerechnet ein Promille. Beringen ist isoliert betrachtet mit einem Drittel leerer Wohnungen sicher unschön, für die Eigentümer jedoch nicht besorgniserregend. Also müssen wir uns, verkürzt gesagt, keine Sorgen machen, dass unsere Pension in Gefahr sein könnte.
Als Vermarkter von Immobilien mache ich mir daher auch nicht so viele Sorgen um diese Leerstände. Es gibt ja viele positive Signale: die S-Bahn wird immer beliebter und der S-Bahnhof vor den leeren Wohnungen in Beringen ist ein gutes Argument zum Zuziehen. Ausserdem wird in zwei Jahren der Galgenbucktunnel eröffnet und die Stadt ist in fünf Minuten per Auto zu erreichen, also nicht mehr weiter entfernt, als Herblingen oder Buchthalen. Dieser Tage konnten wir auch lesen, dass im Kanton im 2016 rund 700 Personen zusätzlich wohnen. Diese Menschen brauchen Wohnraum, auch in Beringen. Schliesslich verlegt eine grosse Bank gegen 500 Arbeitsplätze in unsere Region. Da werden weitere Menschen zuziehen. Alles im grünen Bereich also. Und seien wir ehrlich: so viele Wohnungen zu so attraktiven Mietzinsen hat es in unserer Region noch nie gegeben und Mieter haben da richtig viele Möglichkeiten. Was wollen wir mehr? Ausser, dass es im Beringerfeld nie mehr eine grasende Kuh geben wird…
Autor: Hans Graf